Aquila segeln ist auch eine emotionale Angelegenheit 1


Himmelhoch jauchzend – zu T… betrübt, das war unsere Traunseewoche!

Alte Freunde und alteBoote, das ergibt in unserer Klassengemeinschaft einen Wohlfühlfaktor. Da ändert man besser nichts, außer technischen Details am Boot.

In unserem Fall: Der Kiel der Wastl musste ab. Der Trennungsschmerz war klein, der Geschwindigkeitszuwachs groß. Leider gibt es für uns nun auch keine Ausreden mehr. Wenn es nicht läuft, liegt es nur an uns. Die Traunseewoche brachte erbarmungslos unsere seglerischen Schwächen zutage, gönnte uns aber auch einen unerwarteten Triumph.

Doch der Reihe nach:
Die Traunseewoche ist mit ihrem seglerischen und gesellschaftlichen Programm sicher einer der Höhepunkte der österreichischen Segelsaison. Leider ist der Traunsee bezüglich der Windverhältnisse eine echte Diva, also ein bisschen launisch. Deshalb gestaltete sich der Donnerstag bei Small Talk und keinem Wind als Urlaubstag mit unerfüllten seglerischen Erwartungen.

Das konnte die Regattaleitung so nicht auf sich sitzen lassen und sagte einen Start am Freitag um 7 Uhr an, um den Oberwind zu nützen. Das bedeutete Aufstehen um 5 Uhr und kein Frühstück! Was tun wir nicht alles für unseren Lieblingssport!
Belohnt wurden wir mit hervorragenden Windverhältnissen, einem tollen Sonnenaufgang und fairen Bedingungen. Es wurde eine herrliche Wettfahrt und trotz schlechtem Start erarbeiten wir uns einen 6. Platz.

Hoffnungsfroh begannen wir daher die 2. Wettfahrt – und sie lief gut! Wir kämpften uns an die Spitze heran, bis beim letzten Schlag die Diva Traunsee ihre Windgunst nach Lust und Laune verteilte. Die hart erkämpften Platzierungen verloren sich und alle trieben wir irgendwie durchs Ziel. Gut, wieder ein 6. Platz, nur war er diesmal mit einem Gefühl von „Pech gehabt“ verbunden.

Am Nachmittag drehte der Wind. Ein leichter Wind aus Gmunden ermöglichte uns einen 4. Platz. Dieser ansteigende Formverlauf ließ uns Hoffnung schöpfen. Doch leider kam dann nur noch eine Wettfahrts“übung“ zustande, wir drifteten in der Flaute und ließen uns schließlich zurückschleppen.

Das prächtige Seglerfest in Schloss Ort verschönte den Abend und es hätte noch viel ausgiebiger gefeiert werden können, wäre da nicht wieder der nächste Start um 7 Uhr morgens gewesen …
Am Morgen zierte sich der Oberwind unerwartet, setzte dann aber konstant und leicht ein. Er war ideal für unser Crewgewicht. Aber es kam noch besser! Erstaunlicherweise erkannten wir den stärkeren schmalen Windstrich besser als alle anderen und konnten uns mit kurzen Schlägen zur Luvtonne in Führung segeln. Normalerweise folgen wir an dieser Stelle den Otters oder Kahlhamers, doch nun mussten wir unseren eigenen Kurs finden. Streng nach Lehrbuch hielten wir uns zwischen Wegpunkten und Feld. Üblicherweise werden wir auf dem raumen Kurs überrollt, aber diesmal konnten wir den Abstand halten und auf der Kreuz vergrößern. Nach einer Bahnverkürzung gingen wir als 1. durchs Ziel! Das gab’s noch nie und daher fragten wir zweimal bei der Regattaleitung nach, ob die Wettfahrt auch wirklich beendet und gewertet war? Welch Wunder – wir lagen in der Gesamtwertung auf Platz 3, sogar vor Fritz und Edgar! So fühlt es sich also an, wenn Raoul und Maria ihre Wettfahrten gewinnen. Dieses Raoul-Maria-Gefühl war einfach toll!

Ja und dann, nach diesem kurzen Moment des seglerischen Glücks, als wir vor Freude im Boot hüpften und glaubten wir könnten ein bisschen segeln, dann kam der Nachmittag … Der Wind war stärker und wir hatten das Boot nicht gut im Griff. Fritz, der alte Hase, war natürlich weit vorne und damit unerreichbar. Mit Platz 8 beendeten wir diese Wettfahrt – sie sollte unser Streicher werden, dachten wir zumindest.

Wir schöpften Hoffnung für die nächste Wettfahrt, aber leider hatten wir die Wastl noch schlechter im Griff und überfuhren den Spi. Nach einer gefühlt 10-minütigen Bergung ging sich erstaunlicherweise noch ein 6. Platz aus. Bange stellten wir uns aber die Frage: Können wir überhaupt segeln? Der Wind frischte auf und so ging bei der letzten Wettfahrt ging gar nichts mehr. Zusätzlich hatten wir ausgerechnet mit unserem Klubkollegen Christian beinahe eine Kollision, die uns beiden ein Manöver des letzten Augenblicks und fast eine Kenterung bescherte. Und als krönenden Abschluss ging Cornelia kurz vor dem Ziel über Bord und damit waren wir verdient letzte.

Jetzt war es Gewissheit: Nein, wir können nicht segeln!

So gesehen sind wir mit dem 5. Platz in der Gesamtwertung hoch zufrieden, aber auch verunsichert. Doch da hilft nur eines: Üben, üben, üben! Wir geben nicht auf und – wir sehen uns in Seeham 😉

Mast und Schotbruch

Gerhard Kittinger
AUT 203

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Ein Gedanke zu “Aquila segeln ist auch eine emotionale Angelegenheit

  • Michael Stüdl

    Leichtwind und Starkwind – womöglich böig – sind zwei verschiedene Paar Schuhe,
    ich finde Ihr seid – trotz des Kiel-Schwertumbaues – toll gesegelt, das Boot ragiert ja doch deutlich anders.
    lg Miguel